Rege Diskussion bei Informationsveranstaltung „Umfragen verstehen und beurteilen“ für politische Akteure 14.10.2019 / Verbandsnews
Mehr als 20 Vertreter aus Bundestagsfraktionen und Abgeordnetenbüros, dem Bundespresseamt und politischen Stiftungen besuchten am 8. Oktober 2019 das BVM-Kompaktseminar „Sozial- und Politikforschung für die politische Praxis“ im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin. Prof. Dr. Rainer Schnell, Inhaber des Lehrstuhls für Methoden empirischer Sozialforschung an der Universität Duisburg-Essen, führte durch die Veranstaltung.
Die politischen Akteure werden mit einer wachsenden Zahl von Ergebnissen aus Umfragen zu aktuellen politischen oder gesellschaftlichen Themen überschwemmt. In seiner Begrüßung unterstrich BVM-Vorstandsvorsitzender Dr. Frank Knapp, dass die Durchführung einer Umfrage nach wissenschaftlichen Kriterien Grundlage für verlässliche Ergebnisse ist.
Die Unterscheidung zwischen wissenschaftlich haltbaren Befragungen und methodisch nicht zu rechtfertigenden Zahlen ist zuweilen schwierig. In seinem profunden und kurzweiligen Vortrag zeigte Prof. Schnell auf, anhand welcher Kriterien Umfragen bewertet werden sollten und welche Schlussfolgerungen aus einer Befragung gezogen werden können. Er stellte eine Checkliste mit „20 Fragen zu Umfragen“* vor, mit deren Hilfe sich Umfragen und ihre Ergebnisse prüfen lassen. Zentrale Indikatoren für die Verlässlichkeit einer Befragung seien z.B. Angaben zu Auftraggeber, Grundgesamtheit, Auswahlverfahren, Anzahl der Befragten, Art und Formulierung der Fragen und Zeitpunkt der Befragung. Durch ein nicht sachgerechtes Umfragedesign könnten dagegen ehebliche Verzerrungen verursacht werden. Prof. Schnell betonte, dass sich ein größerer Aufwand zur Realisierung einer guten Stichprobe lohne, z.B. durch zielgruppengerechte Incentives zur Erhöhung der Teilnahmebereitschaft. Er machte auch deutlich, dass bei der Stichprobenziehung keine Teilgruppen der Grundgesamtheit, wie beispielsweise Nicht-Internetnutzer oder ältere Wahlberechtigte, ausgeschlossen werden dürfen, wenn die Ergebnisse für die Grundgesamtheit verallgemeinerbar sein sollen.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bundestagsabgeordneten, Fraktionen und Stiftungen folgten Schnells Vortrag mit großem Interesse und sorgten mit ihren Fragen bereits während des Vortrags für eine angeregte Diskussion. Mit diesem Informationsangebot für die politische Praxis konnte der BVM sein Engagement für die Sicherstellung der Qualität von Umfragen und Studien in die Politik hinein unterstreichen.